Das Netzwerk muslimbrudernaher Vereinigungen unterhält in Europa auch einige Bildungsinstitute, die als Kaderschmieden fungieren. Zu diesem Verbund gehört etwa das Europäische Institut für Humanwissenschaften (EIHW) mit Sitz in Frankfurt. In Frankreich existieren mindestens zwei derartige Bildungseinrichtungen, eines in Chateau Chignon, eines in der Nähe von Paris. Das Pariser Institut wurde seitens der Behörden Ende letzten Jahres geschlossen. Doch die Akteure überlegen bereits Alternativen.
Das Pariser Institut Européen des Sciences Humaines (IESH) gehört einem Netzwerk miteinander in Beziehung stehender Bildungseinrichtungen an. Das Institut besteht seit 1999 und ist als weitere französische Einrichtung neben dem seit 1990 bestehenden IESH in Chateau Chignon zu sehen. Verbindungen zwischen beiden Einrichtungen bestehen nicht nur über die Namensgleichheit, sondern auch auf der organisatorischen Ebene wie Dozenten und Finanzierungsquellen. Auch zum deutschen EIHW, die demselben Verbund zuzuordnen sind, gibt es Schnittmengen. Gelder für die europäischen Einrichtungen stammen häufig aus Katar.
Das Pariser Institut war erst im Oktober in den französischen Medien, als die näheren Umstände zu dem Kollegenmord an vier Polizisten in Paris bekannt wurden: „Der Täter von Paris war Islamist und hatte die Tat geplant. Es gab Hinweise über problematische Äußerungen seinerseits. Vorgesetzte übten offenbar Druck auf seine Kollegen aus, besagte Warnungen nicht an die Ermittler weiterzugeben.“ Welche islamistischen Bezüge das sein könnten, offenbarte sich erst Tage später; bei seiner Radikalisierung soll ein am IESH Paris lehrender Imam involviert gewesen sein. Der fragliche Imam, Hassan El Houari, war bereits mehrfach wegen radikaler Haltungen und Äußerungen aufgefallen.
Möglicherweise auch aus diesen Gründen schauten die französischen Behörden beim Einhalten der formellen Betriebsumstände genauer hin. So wurde Anfang Dezember bekannt, das IESH Paris sei aus Sicherheitsgründen geschlossen worden. Auf der Internetseite des IESH Paris verkündet dieses Anfang Dezember, man sei von der Schließungsverfügung überrascht. Die Leitung wolle den Betrieb aber an anderem Ort aufrecht erhalten, weswegen zusätzliche Spenden in Höhe von 150.000 Euro erforderlich seien.
Am 18. Januar verkündete das IESH Paris auf seiner Facebook-Seite, man habe das Spendenziel erreicht: IESH-Direktor Ahmed Jaballah ist auch Mitglied im European Council for Fatwa and Research (ECFR). Die Internetseite des ECFR ist jedoch nicht mehr verfügbar und leitet nur noch auf einen Mail-Kontakt Aber die personelle Aufstellung ist noch auf der Seite des Fatwa-Ausschusses Deutschland einsehbar, auf der der komplette ECFR-Vorstand inklusive Kurzvita einsehbar ist Der Fatwa-Ausschuss ist der deutsche Ableger des ECFR. Jaballah ist dessen stellvertretender Vorsitzender.
Ahmed Jaballah und das IESH im Raum Paris bleiben also erhalten, das Hase-und-Igel-Spiel geht damit weiter.
Religiöser Extremismus und politischer Islam im historischen und politischen Kontext – eine brutale Verletzung der Religion
Viele Menschen fragen sich, wie man Teil einer Gruppe werden kann, die bereit ist, für ihre Ideen zu sterben, basierend auf der festen Überzeugung, dass sie die Repräsentation einer islamischen Idee sind, von der erwartet wird, dass sie sich auf der Erde durchsetzt.