Wenn der frühere US-Präsident seinem Hauptberuf frönt, nämlich dem Golf-Spielen, sollen seine vielen Angestellten auf dem Grün ihn „Pelé“ nennen, nach der Fußballlegende, weil „keiner so oft den Golfball in eine bessere Position kickte“ als Trump, sofern er das nicht gleich von den Angestellten erledigen ließ. Das ist nur eine der vielen Anekdoten über die Tricks des US-Präsidenten. Eine weitere Anekdote ist die, dass Mitspieler des rechten Populisten ihm den Titel „Commander in Cheat“ gegeben haben, ein Wortspiel auf den Chef-Schummler, der den Oberbefehl über die US-Streitkräfte zu seinen Nebenverpflichtungen zählte: nur Woodrow Wilson verließ das Weiße Haus noch öfter, um Golf spielen zu gehen.
Nun verlassen wir Donalds Grasflächen und kommen zum Business-Modell „Golf“, auch hier scheint Trump seine Finger im Spiel zu haben: Den Zusammenschluss zweier Golf-Ligen bezeichnete er jüngst als einen „großen, schönen und glamourösen Deal für die Golfwelt“. Es geht um die „PGA Tour“ und die Konkurrenz von „LIV Golf“. Man sollte noch hinzufügen, dass die beiden Gruppen sich über Jahre erbittert bekämpften.
Um Wortspiele hier auch gebührend zu feiern, sollte noch erwähnt werden, dass LIV Golf auch vom Golf aus kontrolliert wird: Die Liga ist im Besitz des saudi-arabischen Staatsfonds und hatte der PGA die besten Spieler mit sagenhaft hohen Gagen ausgespannt. Die PGA wiederum verbot ihren Spielern, an LIV-Turnieren teilzunehmen, sprach davon, dass mit dem Einstieg in den Golfsport sich das saudische Königshaus reinzuwaschen und von seiner Verwicklung in die Terroranschläge vom 9. September 2001 und seinen weiteren zahllosen Menschenrechtsverletzungen abzulenken versuche.
Zum großen Showdown kam es im Frühjahr diesen Jahres vor einem US-Gericht, bei der der saudische Golftour-Neuling LIV gegen die PGA Tour klagte. Die Richterin stellte fest, dass saudische Beamte und die saudische Regierung bei der neuen Golfliga nicht vor US-Gerichten geschützt seien, wie dies bei souveränen Nationen normalerweise der Fall sei. Während Saudi-Arabien die Entscheidung bekämpft und darauf besteht, dass US-Gerichte keine Zuständigkeit für seine hohen Beamten haben, bedeutet das Urteil, dass Anwälte der PGA Tour Spitzenbeamte zu Geschäftsgeheimnissen befragen können, die die Saudis geheim gehalten haben. Yasir al Rumayyan, der unter Kronprinz Mohammed bin Salman mit der Verwaltung der über 600 Milliarden US-Dollar schweren Vermögensbestände der saudi-arabischen Ölregierung beauftragt wurde, steckt bei der Verwaltung der Golftour „bis ins Letzte“, stellte die Richterin fest.
Der Fall ist über die Welt des Golfsports hinaus von Bedeutung. Saudi-Arabien hat sich bei US-Unternehmensinvestitionen und politischen Beziehungen durchsetzungsstark gezeigt und könnte nun mit gerichtlichen Forderungen nach mehr Transparenz und Rechenschaftspflicht konfrontiert werden. Besonders heikel ist die Behauptung saudischer Beamter, dass US-Gerichte kaum oder gar kein Mitspracherecht über ihre Handlungen hätten. Letztes Jahr argumentierte das Königreich mit rechtlicher Unterstützung der Biden-Regierung erfolgreich, dass amerikanische Gerichte nicht befugt seien, den Prinzen in einem Rechtsstreit wegen der Ermordung des in den USA lebenden Journalisten Jamal Khashoggi im Jahr 2018 anzuklagen. US-Geheimdienstmitarbeiter waren zu dem Schluss gekommen, dass vom Prinzen entsandte Helfer und andere saudische Beamte Khashoggi getötet hatten. Die Ermordung hat eine dauerhafte Kluft zwischen der Biden-Regierung und Prinz Mohammed, dem De-facto-Herrscher Saudi-Arabiens, geöffnet.
Das langjährige Völkerrecht schützt im Allgemeinen die Führer und die Regierung eines Landes davor, vor die Gerichte eines anderen Landes gezogen zu werden. Der Kongress hat 1976 kommerzielle Aktivitäten als Ausnahme von dieser souveränen Immunität festgelegt.
Donald Trump wiederum mischte sich auch in den Streit ein. Immerhin besitzt er über 18 Golf-Courts weltweit, auf denen auch Turniere ausgetragen werden. In der Vergangenheit hatte er sich mit der PGA Tour zerstritten, die seine Anlagen nach seiner Wahl zum Präsidenten zunehmend gemieden hatte, erst recht nach seinem Putschversuch vom 6. Januar 2021. Daher schmeichelte ihm die Charme-Offenisve der Scheichs vom Golf, die bereits lange seinen Kontakt suchten. Ihnen kam entgegen, dass der Ex-Präsident sich gerne in goldene Paläste locken lässt, als mittelmäßiger Unternehmer oder aber als populistischer Staatschef: Seine erste Auslandsreise als Präsident widmete er Riad, wo er in einem Palast untergebracht und wie ein König gefeiert wurde.
Trump zeigte als Präsident sehr viel Verständnis für Saudi-Arabien und dessen Kronprinzen Mohammed bin Salman, bemerkenswert selbst für einen Präsidenten, der große Bewunderung für Diktatoren an den Tag legte. Als das Regime von Riad den saudisch-amerikanischen Journalisten Jamal Khashoggi in der Türkei ermorden und zerstückeln ließ, spielte Trump den Vorfall herunter. Später brüstete er sich im Gespräch mit einem Journalisten damit, er habe bin Salman vor Sanktionen durch den US-Kongress bewahrt: „Ich habe seinen Arsch gerettet.“
Trump genießt auch nach seiner Amtszeit eine Sonderbehandlung durch die Königsfamilie. Der saudische Staatsfonds steckte 2 Milliarden Dollar in eine Anlagegesellschaft von Schwiegersohn Jared Kushner. Die Golfliga LIV wiederum, Eigentum desselben Staatsfonds, ließ anders als die PGA Tour Turniere auf den Trump-Plätzen austragen, drei allein in diesem Jahr. Die damit verbundene Aufmerksamkeit ist Gold wert für Trumps Golfplätze und die damit verbundenen Hotels, auch wenn er das alles als „Peanuts“ abtut, als Kleingeld, über dessen Höhe er sich ausschweigt.
Trumps Geschäfte mit den Saudis setzen ihn indes dem Verdacht von Interessenkonflikten aus, umso mehr, als er im nächsten Jahr wieder zum Präsidenten gewählt werden will und der Favorit unter den republikanischen Kandidaten ist. Für seine Deals mit LIV Golf interessieren sich auch bereits Strafverfolger, die im Auftrag des Justizministeriums in Washington Ermittlungen über die Geheimakten führen, die Trump in seinem Anwesen in Mar-a-Lago zurückgehalten hatte. Sie verlangten Unterlagen der Trump Organization, dem Firmenimperium, über die Beziehung zu LIV Golf, wie die New York Times berichtete.
Welcher Zusammenhang zwischen den Geheimdokumenten und dem Golfgeschäft besteht, ist unklar. Es wird aber zunehmend deutlich, dass die Justizbeamten die Untersuchung breiter führen als erwartet. Erst jüngst wurde bekannt, dass sich neben einem Geschworenengremium in der Hauptstadt Washington auch ein zweites Gremium in Florida damit beschäftigt.
Unklar ist auch, welche Rolle Trump dabei spielte, dass sich die PGA Tour und die LIV Tour nun zusammenschließen. Den Schritt hatte er im vergangenen Sommer vorausgesagt und sich dabei über die Golfprofis lustig gemacht, die der PGA die Treue hielten und die saudischen Millionen verschmähten, mit denen die LIV Tour lockte.
Alle Veröffentlichungs- und Urheberrechte sind dem MENA Research and Study Center vorbehalten.