Quelle: Nordic Monitor
Der türkische Geheimdienst (MIT) verbarg Informationen vor dem US-Militär und der CIA über die Verbindungen von Al-Qaida und dem islamischen Staat (IS) zu einer als gemäßigt bezeichneten syrischen Opposition. Dies erklärte ein türkischer Offizier, der an der geheimen Operation während eines Programms zur Ausbildung und Ausrüstung von Kämpfern des Pentagons beteiligt war.
Laut einer Kopie der Befragung von Leutnant Murat Alytirik vom Kommando der Special Forces, die dem Nordic Monitor zugespielt wurde, gab der türkische Geheimdienst (MIT) heimlich die Richtlinien zur Auswahl und Rekrutierung syrischer Kämpfer für das von den USA geführte Trainings- und Ausrüstungsprogramm heraus, die die dschihadistischen Tendenzen der Kämpfer unterschätzten.
Die Befragung und Überprüfung syrischer Oppositionskämpfer war ein Teil einer gemeinsamen US-türkischen Operation in den an Syrien angrenzenden türkischen Provinzen. Diese Operation wurde von der türkischen und der amerikanischen Armee koordiniert, aber die Rekrutierung vor Ort erfolgte durch den türkischen Geheimdienst (MIT) und die endgültige Überprüfung und Genehmigung durch die CIA.
Leutnant Murat Alytirik war einer der Offiziere der Special Forces, die vom türkischen Geheimdienst (MIT) für die Durchführung der Interviews genutzt wurden, weil dem Geheimdienst die menschlichen Ressourcen fehlten, um Tausende Kämpfer zu überprüfen und zu rekrutieren. MIT kontaktierte die türkische Armee, daraufhin stellte das Special Forces Kommando, welches unkonventionelle Operationen durchführt, die Offiziere für das Programm auf.
Zu dieser Zeit lautete der Vorschlag des türkischen Geheimdienstes (MIT) wie folgt: Überprüfen Sie nur, ob die Kämpfer mit der PKK, der Partei der Demokratischen Union (PYD) oder den PKK-Zweigen in Verbindung stehen. „Andere terroristische Organisationen sind für uns nicht wichtig“ sagte Alytirik bei einer Anhörung am 19. Juli 2018 vor dem 17. Strafgerichtshof in Ankara.
Die PKK wurde von der Türkei, den Vereinigten Staaten und der Europäischen Union als terroristische Organisation eingeschätzt, und nur die Türkei stuft die Partei der Demokratischen Union als terroristische Vereinigung ein.
„Durch die Fragen der Interviews haben wir versucht herauszufinden, ob der Kandidat, der sich der freien syrischen Armee anschließen möchte, mit einer terroristischen Organisation sympathisiert“, fügte Alytirik hinzu.
„Dies war wichtig, weil diese Leute ausgebildet und mit Waffen ausgerüstet werden würden“, sagte Alytirik und betonte, dass er und andere Ermittler versuchten fest zu stellen, ob die Kandidaten irgendwelche Verbindungen nicht nur zur PKK und ihren Zweigen, sondern auch zur Nusra-Front, Al-Qaida und zum IS hatten. Die letzteren Verbindungen waren dem türkischen Geheimdienst jedoch egal. Der Geheimdienst konzentrierte sich lediglich auf deren möglichen Verbindungen zu verbotenen kurdischen Gruppen.
Eine Kopie des Gerichtsprozesses von Lt. Murat Alytirik, der die Verbindungen des türkischen Geheimdienstes (MIT) zu Al-Qaida und IS offenlegte und für großes Aufsehen sorgte:
Tatsächlich war dies zu dieser Zeit eine der wichtigen Auseinandersetzungen zwischen den türkischen Streitkräften und dem türkischen Geheimdienst (MIT), da die vom türkischen Geheimdienst (MIT) erstellten Listen in vielen Fällen weder vom Pentagon noch von der CIA während des Überprüfungsprozesses genehmigt wurden. Das brachte die türkische Armee in eine schwierige Position. Die Presseagentur Nordic Monitor veröffentlichte zuvor die unter Verschluss gehaltenen Dokumente, aus denen hervorging, dass die Amerikaner besorgt war, als der türkische Geheimdienstoffizier Halil Ibrahim mit den Namen von Hunderten Kämpfern ankam, die sich dem Rekrutierungsprogramm in Idlib anschließen wollten, was dazu führte, dass die CIA den Überprüfungsprozess teilweise bremsen und den Auswahlprozess verlangsamen mussten.
Die Kontaktgruppe des türkischen Generalstabs meldete die Probleme dem US-Militär und forderte eine rasche Inspektion an, und es wurde darüber informiert, dass der türkische Geheimdienst (MIT) nicht genügend Informationen über die ausgewählten Kämpfer zur Verfügung stellte.
Im Jahr 2016 wurden rund 2.500 Kämpfer vom türkischen Geheimdienst (MIT) rekrutiert und die Listen ihrer Namen und Details mit den Amerikanern ausgetauscht. Die CIA entließ zum 6. Juni 2016 schließlich 361 Kämpfer.
Die Kämpfer wurden für das Rekrutierungsprogramm aus den gesicherten Quartieren des türkischen Geheimdienstes in Gruppen von 15 bis 20 Personen in den türkischen Städten Kilis, Urfa und Elazığ ausgewählt und dann laut Alytirik in Zivilbussen transportiert, um die Standorte zu inspizieren.
Er sagte: „Manchmal sammelten wir Syrer an den Grenzen oder aus den Flüchtlingslagern zusammen.“ Das Programm wurde in Abstimmung mit den Amerikanern durchgeführt.
Die Vereinigten Staaten gaben 2015 tatsächlich 500 Millionen US-Dollar aus, um die Rebellen auszubilden und auszurüsten, sie wollten unter der Führung der damaligen amerikanischen Regierung unter Obama eine 5.000-köpfige aufständische Gruppe zusammenstellen. Jedoch wurde das Programm im Oktober 2015 ausgesetzt, nachdem es die meisten Kämpfer verließen und sich extremistischen Gruppen einschließlich dem IS anschlossen oder von rivalisierenden Fraktionen gefangen genommen wurden. Das Pentagon nahm das Programm im Jahr 2016 mit einigen Änderungen wieder auf und es wurde im Jahr 2017 auf Anordnung des neuen Präsidenten Donald Trump endgültig beendet.
Seitdem hat die Türkei die Rebellen selbstständig weiter betreut, bewaffnet und ausgerüstet, und das Rekrutierungsprogramm wurde erweitert.
Alytirik befand sich in den gescheiterten Putschereignissen vom 15. Juli 2016, als er und andere Mitglieder der Special Forces zum Generalstab geschickt wurden, um einen Terroranschlag zu vereiteln. Er stellte die Befehle, die ihm von der Kommandoführung erteilt wurden, nie in Frage, als Oberst Murat Korkmaz ihn und einige andere am 14. Juli über bevorstehende Übungen informierte, die das Militär als „unkonventionelle Operation“ (Konvensiyonel Olmayan Harekat oder KOH) zum Schutz und zur Sicherheit bezeichnete. Als sie sich am nächsten Tag an dem vereinbarten Punkt trafen, wurde ihnen mitgeteilt, dass das Team das Hauptquartier des Generalstabs vor einer terroristischen Bedrohung schützen müsste.
„Ich sah absolut keinen schriftlichen Befehl. Ich stellte die Befehle und Anweisungen, die mir im Rahmen meiner Aufgaben (in den Special Forces) erteilt wurden, nie in Frage. Ich habe meine Aufgaben zum Wohle des Staates, ohne nachzufragen erfüllt. Das Vertrauen in die Spezialeinheiten ist hier notwendig und wenn jemand glaubt, dass dies ein Fehler wäre, wäre ich nicht derjenige, der darüber befragt werden müsste. Dies ist die Kultur der Armee und der Spezialeinheiten. Alytirik erklärte, dass es nur so funktioniert“.
Die Anklage gegen Alytirik wurde nicht durch Beweise gestützt, die darauf hinweisen sollten, dass er tatsächlich an dem Putschversuch beteiligt war. Er wurde beschuldigt, 11 Menschen getötet und 43 verletzt zu haben, aber die Anklage hatte keine bestätigten Beweise oder Fingerabdrücke, mit denen man ihn mit diesem Attentat in Verbindung bringen konnte. Es wurden keine Zeugenaussagen oder Aufnahmen von CCTV (Surveillance Cameras) sichergestellt, die ihn belastet hätten können. Er beteuerte wiederholt seine Unschuld.
Alytirik wurde zwischen dem 16. und 20. Juli vier Tage lang in Polizeigewahrsam gefoltert. Er musste seine Unterwäsche ausziehen und wurde in einen mit menschlichem Kot gefüllten Kerker geworfen.
Er begegnete, wie er beschrieb die Sicherheitskräfte der Polizei als kriminelle Banden, die ihm mehrere Schläge auf den Kopf und den Rumpf austeilten, während er von hinten mit Handschellen gefesselt war. Dadurch zog er sich unteranderem eine gebrochene Nase und mehrere gebrochene Rippen zu. Unter dem Druck der Polizei weigerten sich die Ärzte, seine Verletzungen in offiziellen Dokumenten festzuhalten. Das Foltern wurde im Senkan-Gefängnis fortgesetzt, wohin er nach seiner offiziellen Verhaftung verlegt wurde. Während spezieller Anhörungen bat er die Verantwortlichen um die Herausgabe der Aufnahmen aus der Videoüberwachung des Generalstabs, aber die Behörden weigerten sich, diese zur Verfügung zu stellen. Sein Schicksal ging parallel zur Inhaftierung vieler anderer Beamter und Offiziere einher, die in Polizeigewahrsam geschlagen, gefoltert und misshandelt wurden.