Die Finanzierungsquellen der Hamas, der Terrorgruppe der Muslimbruderschaft, sind seit dem Angriff auf Israel am 7. Oktober in aller Munde. Woher haben die sie finanziellen Ressourcen, um ihr blutiges Regime in Gaza aufrecht zu erhalten? So hat die Geheimdienstablteilung „Harpoon“ in Israel, eine gemischte Gruppe aus Fachleuten von Mossad, Steuerbehörde, Zentralbank und Polizei, die Geldquellen des militanten Flügels der Muslimbruderschaft in Gaza sowie der Hisbollah bereits vor langer Zeit offengelegt. Ihre Arbeit endete 2014 mit einer Entscheidung des damaligen und jetzigen israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu: Er gestattete Katar, Geld an die Hamas im Gaza-Streifen zu schicken. Es war wohl „die schlechteste politische Entscheidung in der israelischen Geschichte“ so ein früherer Mitarbeiter der israelischen Behörde.
Die Arbeit der Experten begann bereits 2001 auf Geheiß von Ariel Sharon. Dem früheren Ministerpräsidenten war klar, dass man Terroristen von der Geldversorgung abschneiden musste. Man bündelte daher alle Kompetenzen aus Steuerbehörde, Zoll, Geheimdienst, Außenministerium, Zentralbank – jeder, der etwas über die Spur des Geldes wusste, war dabei. Das war einmalig in der Welt. Anfangs haperte es mit der Zusammenarbeit, denn die Behörden hatten unterschiedliche Kulturen und Arbeitsregeln. Aber schließlich funktionierte es unglaublich gut. So konnte man die Geldkanäle der Hamas und Hisbollah weitgehend schließen.
Nach ihrer Gründung 1987 hat die Hamas anfangs viel Unterstützung von Saudi-Arabien bekommen und von Wohltätigkeitsorganisationen. Seit dem 11. September 2001 kommen Gelder vorwiegend aus Katar, Iran, der Türkei und neuerdings auch aus Malaysia, Indonesien. Das Geld floss teilweise über das Bankensystem, aber weil das schwieriger geworden ist, auch über Kryptowährungen. Allein im Gaza-Streifen besaß die Terrormiliz ca. 2,5 Milliarden US-Dollar. Erst jetzt, nach den Anschlägen in Israel vom 7. Oktober 2023, haben Sicherheitsexperten einen Eindruck bekommen, wie viel Geld sie wirklich haben.
Netanjahu wurde 2014 davor gewarnt, die Gelder aus Katar an die Hamas freizugeben, denn die Experten wussten, dass danach niemand mehr mit israelischen Sicherheitsbehörden kooperieren würde im Kampf gegen die Terrorfinanzierung der Hamas. Und tatsächlich sagten Amerikaner und Europäer danach zu Recht: Wenn ihr selbst das Geld aus Katar durchwinkt, warum sollen wir euch dann noch helfen? Kurz darauf stellte auch der israelische Geheimdienst den Kampf gegen die Terrorfinanzierung so gut wie ein.
Die Konsequenz war, dass sich die Hamas zu einem Monster entwickelen konnte. Experten sind sich einig: Wenn die Balance im Nahen Osten verändert werden kann, dann geht das nicht mit militärischen Mitteln, man muss vielmehr die Finanzströme der Terroristen stoppen. Erst das hätte die Anführer der Hamas daran hindern können, im Westjordanland und im Gaza-Streifen weiter ihre Unterstützer zu mobilisieren.
Aber es ist nicht nur Israel, das bei der Finanzierung von Terrorismus ein Auge zudrückte: Überweisungen und Spenden sowie deren Verwendungszweck muss viel stärker kontrolliert werden. Dies gilt besonders für die westlichen Banken, die gewisse Finanzierungsströme viel stärker untersuchen müssten. Der Krypto-Markt ist kaum reguliert, hier ist besondere Vorsicht geboten und Banken gehen mit dem Problem auffallend lax um. Im Allgemeinen sieht man im Finanzsektor immer wieder Schwächen bei der Bekämpfung von Geldwäsche, leider auch bei großen Instituten wie der Deutschen Bank.
Auch spielt der Drogenhandel eine große Rolle bei der Finanzierung des islamistischen Terrorismus. Die Hisbollah beispielsweise arbeitet mit südamerikanischen Drogenkartellen zusammen. Das Geld wird in Libanon aufgeteilt, auch Iran und Syrien sind inzwischen in die Drogenproduktion eingestiegen. Mit dem Handel von Captagon verdienen diese Regimes jährlich 30 Milliarden Dollar. Hier sollten Amerikaner und Europäer ihre eigenen Sanktionen besser durchsetzen. Die Strafverfolgungsbehörden in den westlichen Ländern müssten außerdem häufiger Vermögenswerte einfrieren, wenn die Eigentümer die Herkunft nicht erklären können. Nicht zuletzt sollten vor allem türkische Banken viel strenger überwacht und im Ernstfall vom Zahlungssystem Swift ausgeschlossen werden, wenn man sie dabei erwischt, dass sie Terrorgruppen finanzieren.
Das gleiche Geld, das an die Hamas ging, kann auch dafür genutzt werden, Terroranschläge in Europa zu verüben. Jetzt schaut die Welt auf Israel und die Hamas. Aber Europa sollte nicht überrascht sein, wenn es auch Anschläge beispielsweise in Deutschland geben wird. Der Fluss des Geldes muss dringend gestoppt werden. „Es ist eine Katastrophe, dass die Türkei und Katar weiter die Hamas unterstützen dürfen. Daher sollten alle westlichen Länder jetzt gemeinsam Druck auf die Türkei und Katar ausüben“, so ein Mitarbeiter des deutschen Geheimdienstes. „Die Hamas verkaufte im Gaza-Streifen die Hilfslieferungen der UN teuer an die ohnehin arme Bevölkerung weiter. Natürlich muss man den Palästinensern helfen, aber doch nicht so. Die Hamas hat in ihrer Militärorganisation 30.000 Leute, jeder erhält jeden Monat 1000 Dollar Gehalt, das sind 30 Millionen Dollar im Monat. Die Hamas darf nicht über diese Finanzmittel verfügen“, schließt er an.
Die Welt schaut nun auf die Vermittlerrolle Katars. Europa und die USA müssten von Katar fordern: Beendet die finanzielle Unterstützung für Radikale! Katar finanziert internationale Terrorgruppen seit mehr als 20 Jahren und gefährdet dadurch nicht nur Israel, sondern die ganze Welt. Dafür gibt es zahlreiche Belege und Indizien, zum Beispiel aus Zeugenaussagen in Gerichtsprozessen gegen das Emirat. Aber der Westen tut nichts, er hat sich korrumpieren lassen, Politiker und Lobbyisten stehen auf der Gehaltsliste des Emirats.
Gleichzeitig braucht Europa das Gas aus Katar. Es geht einerseits um die Frage der Versorgungssicherheit, andererseits um die nationale Sicherheit. Der Terror beschränkt sich nicht auf den Nahen Osten, die Saat der Extremisten ist ausgeworfen – in Moscheen und islamischen Zentren in Europa.
Katar ist sehr darauf bedacht, in der Welt einen guten Ruf zu haben. Das Emirat weiß genau: Wenn die westliche Welt gegen das kleine Katar Sanktionen ergreift, bekommt es große Probleme. Bereits eine ernsthafte Debatte in europäischen Parlamenten über die Rolle Katars bei der Unterstützung der Hamas könnte viel Druck aufbauen. Der Westen muss die Pistole auf den Tisch legen. Es geht um das Überleben der Demokratie.
Brüssel und die EU-Mitgliedsstaaten könnten die Firmennetzwerke und Vermögen der Islamisten ernsthaft ausheben. Auch Iran versucht womöglich, Staaten wie Deutschland oder Frankreich als Orte zu nutzen, um internationale Sanktionen zu umgehen und es bestehen ernsthafte Zweifel daran, dass sämtliche europäische Banken die erforderlichen Sicherheitsvorkehrungen treffen, um Finanzierungen von Terror zu verhindern.
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