Die Spannungen in der libyschen Hauptstadt Tripolis sind in letzter Zeit wieder aufge-flammt und haben sich in letzter Zeit in bewaffnete Auseinandersetzungen verwandelt. Haupt-grund sind politische Auseinandersetzungen zwischen der im vergangenen Jahr gebildeten Ein-heitsregierung und einer parlamentarisch unterstützten Gegenregierung im Osten. Konflikte zwischen Gruppen, die die beiden Regierungen unterstützen, eskalierten zu bewaffneten Ausei-nandersetzungen.
Obwohl alle Parteien ihre Ablehnung einer Rückkehr zu einem großen Krieg erklärt haben, sind die Bemühungen um eine Lösung der Krise ins Stocken geraten, was am Ende zu einer bewaffneten Eskalation führte.
Diese begann tatsächlich diesen Monat in einem Park in der Nähe des historischen Zentrums von Tripolis. Berichten zufolge wurden vier Personen verletzt. Bisher hat keine Re-gierungsbehörde eine Erklärung zur Art dieser Zusammenstöße abgegeben. Ersten Informatio-nen zufolge fand es zwischen einer Gruppe statt, die als „Stability Support Agency“ bekannt ist und vom Leiter des Nationalen Sicherheitsapparats geführt wird, sowie einer anderen Gruppe, die als „Al-Nawasi-Brigade“ bekannt ist und vom Chef des Geheimdienstes für Sicherheit an-geführt wird.
In den letzten Tagen hat die libysche Hauptstadt eine erhebliche Sicherheitsverschlech-terung erlebt, die den Punkt erreicht hat, an dem zwischen Milizen um Kontrolle und Einfluss gekämpft wird.
Ein Kampf zwischen Warlords
Lokale Beobachter haben bestätigt, dass die Zusammenstöße angesichts der Vielzahl politischer, ideologischer und regionaler Loyalitäten nicht aus den Kontexten des Konflikts zwischen Warlords und Milizenführern um Einflusszentren, Interessen und politisches Kalkül herauskommen.
Das Arabische Komitee für Menschenrechte in Libyen hat in einer Erklärung seine tiefe Besorgnis über die Zusammenstöße und deren Gefährdung von Leben und Eigentum der Men-schen zum Ausdruck gebracht.
Es hat davor gewarnt, dass die militärische Eskalation der Konfliktparteien zu mensch-lichen und materiellen Opfern führen würde, insbesondere da Angehörige dieser bewaffneten Brigaden unter Disziplinlosigkeit litten.
Das Komitee hat an die internationale Gemeinschaft appelliert, ihrer Verantwortung ge-recht zu werden und sicherzustellen, dass die Namen der Warlords und ihrer Assistenten in die Sanktionsliste des UN-Sicherheitsrates aufgenommen werden, gemäß den Resolutionen 2174 und 2259 des Sicherheitsrates betreffend die strafrechtliche Verfolgung aller Verletzungen in-ternationalen humanitäres Rechts.
Die UN-Unterstützungsmission „Manol“ in Libyen hat ihre tiefe Besorgnis über Kämpfe mit schweren Waffen zum Ausdruck gebracht, die das Leben von Zivilisten gefährde-ten.
„Genug, ich fordere absolute Ruhe und den Schutz der Zivilbevölkerung“, schrieb Ste-phanie Williams, die Sonderberaterin des Generalsekretärs der Vereinten Nationen für Libyen, auf Twitter.
Darüber hinaus beschrieb Jose Sabadell, der Botschafter der Europäischen Union in Libyen, die Zusammenstöße als schockierend und beschämend: „Es ist entsetzlich und beschä-mend, dass Waffen in einem Park eingesetzt wurden, in dem Kinder herumliefen und spielten“, sagte er in einem Tweet.
Die jüngsten Schritte der Machthaber der beiden konkurrierenden Regierungen in Li-byen deuten auf Verschiebungen hin, die seit der Wahl von Fathi Pashaga zum zweiten Premi-erminister neben Abdel Hamid al-Dabaiba wieder gespalten ist und möglicherweise ausgegli-chen ist schlimmer für das Land.
Dabaiba und Bashagha und ihre Verhandlungen mit den Milizen
Zur Vorbereitung der Eskalation traf sich Dabaiba vergangene Woche mit dem Kom-mandeur der „166“-Miliz Muhammad al-Hasan und Mukhtar al-Jahawi, dem Kommandeur der „Reserve Division of the Counter-Terrorism Force“, sowie mit Ahmed Hashem, Kommandant der „53. Unabhängigen Brigade“, prominenteste Milizführer in der Stadt Misurata. Sie bildeten eine Allianz, um ihren Konkurrenten herauszufordern.
Fathi Bashagha wiederum hielt per Zoom ein Treffen mit Sozial- und Jugendvertretern aus Misurata ab, bei dem er über das Arbeitsprogramm seiner Regierung sprach. Gleichzeitig führte er Verhandlungen mit bewaffneten Formationen, um seine Regierung zu unterstützen und ihren Einzug in die Hauptstadt Tripolis zu erleichtern.
Es scheint, dass sowohl Bashagha als auch Dabaiba in den kommenden Tagen einen Loyalitätskampf führen werden. Dabaibas Treffen mit bewaffneten Milizführern dient dazu, die Verteidigungsfähigkeiten zum Schutz seiner Regierung zu verbessern, indem er ihre Loyalität erkauft, selbst wenn dies im Austausch gegen Jobs und Geld erfolgt.
Und der Kampf der Aufstellungen hinter den bewaffneten Milizen wird nicht nur von Dabaiba geführt, sondern Bashagha hat auch Verhandlungen mit den Anführern der bewaffne-ten Milizen im libyschen Westen aufgenommen, um Verstärkung zu suchen, mit dem Ziel sei-nen Einzug in die Hauptstadt Tripolis zu sichern.
Dieser Weg ist jedoch gefährlich und kann zu einer bewaffneten Auseinandersetzung führen, wenn man sich auf Milizen verlässt, deren Loyalität sich innerhalb von Minuten ändert. Die Situation in der westlibyschen Region kann nicht friedlich verlaufen, da es in den kom-menden Tagen zu einem bewaffneten Konflikt kommen könnte. Dies wäre nicht im Interesse beider Regierungen. Die internationale Gemeinschaft drängt auf Wahlen, da sie die Bedrohung und Behinderung der Sicherheitslage für inakzeptabel hält.
Milizen, Kriminalität und Drogen
Die Tripolis-Miliz, von der Bashagha und Dabaiba abhängig sind, um ihren Einfluss auszuweiten und das Land zu kontrollieren, umfasst die „Spezielle Kampfbrigade“, eine der größten bewaffneten Gruppen in der Hauptstadt, und wird von Abdel Raouf Kara angeführt. Diese Milizen haben ihren Sitz im Mitiga-Gelände, bestehen aus etwa 1.500 Mitgliedern und ersetzen die Polizei in Tripolis.
Die „Speziellen Abschreckungsmilizen“ sind in Waffenschmuggel und terroristischen Aktionen verwickelt.
Eine weitere Tripolis-Miliz ist die „Al-Nawasi-Miliz“, zu der Kämpfer gehören, von denen die meisten der libyschen Kampfgruppe angehören. Sie hat etwa 2.000 Kämpfer, besitzt mittlere Waffen und wird von der Bruderschaft Ali al-Sallabi unterstützt.
Die „Tripolis Revolutionsgarde“ ist in der libyschen Hauptstadt aktiv, angeführt von Ayoub Bouras, eine der größten bewaffneten Miliz, die die Stadt kontrolliert. Diese Miliz um-fasst neun bewaffnete Gruppen, die in den meisten Gebieten von Tripolis verteilt und in den Gebieten Al-Furnaj, Ain Zara und Bir al-Usta Milad stationiert sind.
Die Zahl der Mitglieder schwankt zwischen 2.800 und 3.500. Diese gewährleisteten den Schutz des Präsidialrats und strategischer Standorte.
Zu den Tripolis-Milizen gehört die von Abdul Ghani al-Kikli angeführte „Joint Deter-rence Force Miliz“, die den Spitznamen „Ghaniwa“ trägt. Diese Miliz hat ihren Sitz im Stadtteil Abu Salim, einem Zentrum für Kriminalität und Drogen, und spielt eine wichtige Rolle in der Sicherheits- und Militärlage in Tripolis.
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