Seit Marwan Hadid verhaftet wurde und er das Todesurteil unter Druck von u.a. Hamas‘ Würdenträgern, darunter Scheich Mohammed Al-Hamad, überlebte, begann Hadids Denken radikal zu werden und er startete über militärische Aktionen zu nachzudenken. Das geschah nach der Bombardierung der Al-Sultan-Moschee durch die mit der Al-Baath-Partei verbundenen Streitkräfte – in der er sich versteckte.
Marwan Hadid hatte die MB formell aufgefordert, frühzeitig und mehr als einmal dschihadistische Militäraktionen durchzuführen, diese aber lehnten ab. Die MB forderten ihn auf, Syrien zu verlassen, aber er verneinte und begann, Maßnahmen vorzubereiten. Er ging zu MB-Mitgliedern und organisierte Religionsunterricht, der sich auf ideologische und organisatorische Vorbereitung konzentrierte. Sein Plan war in vier Phasen unterteilt:
- ideologische Identifikation
- organisatorische Aufnahme
- Vorbereitung und Ausbildung
- Zusammenstöße mit dem Regime Er zählte auf die Hilfe einiger Studenten und Schüler, die in palästinensischen Lagern ausgebildet wurden, darunter Abdul Sattar Al-Zaim, Muwaffaq Ayyash und Ghaleb Haddad.
Seine Arbeit begann sich erst 1974 zu kristallisieren, da die Phase davor als die intellektuelle und organisatorische Arbeit oder das Brainstorming angesehen werden konnte, das den Übergang vom Denken zur Umsetzung vor Ort vorbereitete. Dabei haben zwei Dinge geholfen:
Die erste war die Aufteilung innerhalb der MB-Bewegung zwischen den beiden Flügeln; die eine aus Aleppo, angeführt von Abdel Fattah Abu Ghuddah und die andere aus Damaskus, angeführt von Essam al-Attar. Damals beschloss die MB von Hama, neutral zu sein, versuchte, sich mit der Verpflichtung zu versöhnen, die Einheit der Organisation zu gewährleisten. Diese Entscheidung endete als dritter Flügel, der in den Notizen von Saeed Hawwa „Dies ist meine Erfahrung und dies ist mein Zeugnis“ niedergeschrieben wurde.
Und diese Ereignisse ermöglichten es Hadid, seinen eigenen Flügel inmitten dieses organisatorischen Vakuums in der MB und des Fehlens einer anerkannten Führung zu bilden, insbesondere nachdem die MB-Führer Syrien mit allen MB-Mitgliedern verlassen hatten.
Streit mit Hafez Assad
Zu diesem Zeitpunkt im Jahr 1973 legte Hafez Assad seine neue Verfassung vor, erwähnte nicht, dass der Islam die Hauptquelle der Gesetzgebung ist, was religiöse Organisationen, Gelehrtenvereinigungen und die MB dazu veranlasste, alles zu tun, um die neue Verfassung zu stürzen.
Saeed Hawwa und Marwan Hadid standen an vorderster Front, als Hawwa eine Fatwa aussprach und die Öffentlichkeit aufstachelte. Marwan Hadid verriet die Baath-Partei und das herrschende Regime und erklärte sie zu Ungläubigen, was Hafez al-Assad zwang, die Verfassung zu ändern und darin zu erwähnen, dass „die Religion des Staatsoberhauptes der Islam sein sollte“. Eine Kompromisslösung für das Problem, und er gab nicht auf, dass die Religion des Staates der Islam ist, weil er in der Verfassung von 1951, die der MB-Generalgründer Mustafa al-Sibai mitentwickelt hat, nicht existierte, so dass der Islam des Präsidenten erneut diskutiert wurde, da er der alawitischen Glaubensrichtung angehörte.
In dieser Atmosphäre wurde Saeed Hawwa festgenommen und Marwan Hadid strafrechtlich verfolgt. Seine Flucht und sein Verstecken halfen ihm, für manche Menschen zu einer „Legende“ zu werden, was ihm einen weiteren Schub in Richtung Radikalisierung gab: die Autorität mit Gewalt zu konfrontieren, so dass seine Organisation zum Fokus der Jugend wurde, die die Führung der gespaltenen MB-Organisation verfolgte und ablehnte. 1974 wurde Hadid verhaftet, unter Folter getötet, was ihn zu einer wahren Legende für seine Anhänger machte, die bereit waren, seine Ideen umzusetzen und sich für ihn zu rächen.
Zwischen 1974 und 1976 durchlebte die Organisation eine Phase des Aufruhres, in der die Führung an Muwaffaq Ayyash und Irfan al-Madani fiel und 1976 bis zu Abdul Sattar al-Zaim reichte, der in reiner Hinsicht als der eigentliche Gründer der Organisation gilt, im militärischen Sinn.
Alle Referenzen stimmen darin überein, dass es einen großen Unterschied zwischen den Charakteren von Marwan Hadid und Abdul Sattar al-Zaim gibt, da der frühere Anführer dem Stil des Volkshelden näher war, dem es im organisatorischen und planerischen Sinne an Organisation und Führung mangelte, während der zweite ein präziser und organisierter Führer war, kurz gesagt, ein dynamischer und praktischer Mensch. Mit ihm begann die Organisation ihre ersten Operationen durchzuführen.
Dies veranlasste die Organisation unter der Führung der Zaim, zum Guerillakrieg überzugehen. Seit 1976 erstellte sie einen Guerillakriegsplan für fünf oder sechs Jahre. Syrien war in drei Militärregionen mit jeweils einem Militärkommando unterteilt, die alle zu einem einheitlichen Kommando gehörten, dem Damaskus-Sektor und seiner Umgebung (die das Kommando vor dem Umzug nach Hama hatten). Die drei Regionen waren Hama und Homs, Aleppo, Deir Ezzor, die Küste und der Idlib-Sektor.
Die ersten Operationen wurden gegen Hauptpersonen des Regimes unternommen. Es begann 1976 mit der Ermordung des Geheimdienstchefs von Hama, Muhammad Ghara, Assads Cousin, woraufhin ununterbrochenen Operationen gegen Führer des Regimes und sensible Orte begannen. Und damit startete ein offener Krieg mit zwei zentralen Aspekten. Der erste war das Artillerie-Massaker in Aleppo, das von dem Mitglied der Vorhut, Ibrahim Al-Youssef verübt wurde, der nur auf Mitglieder der alawitischen Glaubensgemeinschaft zielte. Dieses Massaker verlagerte die Schlacht in eine konfessionelle Auseinandersetzung und erschreckte große Teile der Syrer, da zuvor bereits der Krieg um die Verfassung begann. Der zweite war der Versuch, Präsident al-Assad zu ermorden, gefolgt vom Massaker im Gefängnis von Palmyra, das praktisch die geeignete Atmosphäre für die Durchführung des schmerzhaften Massakers von Hama von 1982 schuf und vorbereitete, das zum Sieg des Regimes und zum Rückzug der Vorhut und seiner Operationen führte, obwohl sie bis 1997 in Syrien existierten, jedoch ohne weitere Operationen, die eine Wirkung oder Einfluss auf das Regime hatten.
Mit den schmerzhaften Schlägen, die sie dem Regime wirklich zufügten, hat die Organisation viel von der impulsiven muslimischen Jugend gewonnen.
Die Verhaftungen und die Wut gegen das Regime nahmen zu. So gab es vor allem bei der MB-Jugend einen Trend, sich der kämpfenden Avantgarde anzuschließen. Dies bemerkten die MB-Führer und versuchten, die Reihen zu vereinen und schufen eine vereinte Führung, die sich wieder mit der Spitze verband, um die Stärke der kämpfenden Avantgarde und die Früchte ihres „Dschihad“ in die Körbe der Gruppe fallen zu lassen, zumal die Vorhut heimlich und anonym operierte.
1979 änderte sich der Name von „Die kämpfende Vorhut der Soldaten Gottes“ in „Die kämpfende Vorhut der Muslimbruderschaft“. War das eine unschuldige Veränderung? Hat sich die Gruppe zu diesem Zeitpunkt tatsächlich, zumindest unter dem Banner der Bruderschaft, angeschlossen?
Was ist der Grund für die Namensänderung zu diesem Zeitpunkt? Wenn wir wissen, dass sich die MB 1980 tatsächlich zu einer einheitlichen Führung zusammengeschlossen hatte, zu der ein Shura-Rat aus den drei verschiedenen Städten Damaskus, Aleppo und Hama gehörte, der versuchte, die Schlacht allein zu führen, wie die Informationen von Sharbaji in seinem Buch „On the Land of Damaskus“ beschreibt, weist darauf hin, dass die MB-Führung die Entscheidung getroffen hat, in die Schlacht einzutreten. Dieses Konzept basierte auf einer Illusion oder auf einer Lesart, die besagt, dass die Avantgarde mit ihren wenigen Ressourcen und wenigen Kadern in der Lage wäre, all diese Siege gegen das Regime zu erringen, zusammen mit der Illusion, dass sich Hunderte von ausgebildeten MB-Kadern aus dem Irak und Jordanien anschliessen würden?
Der Streit zwischen der realistischen Vision des Gefechtsrahmens und der Vision der MB war groß, da die führenden Teile der Strategie der Bewegung auf der Idee einer langfristigen Abnutzung durch eine kleine Anzahl und ausgebildete Kader beruhten, die alle Sicherheitsdetails berücksichtigten, angefangen bei der Sicherheit der Basis, aus der die „Mudschaheddin“ stammen, bis hin zu den Details ihres Schutzes, ihrer Verpflegung und dem Vorhandensein anderer für sie sicherer Basen.
Im Jahr 2012 wurde eine Organisation namens „Fighting Vanguard“ angekündigt. Gibt es eine Verbindung zwischen den beiden? Hat diese neue Avantgarde etwas damit zu tun? Sind die Mitglieder der Gruppe nach 2011 zurückgekehrt und aktiv geworden? Sind sie nach Syrien zurückgekehrt und haben ihre militärische Expertise erneut gegen das Regime eingesetzt? Diese Fragen werden in den kommenden Tagen beantwortet.