Yasir al-Atta, Mitglied des sudanesischen Souveränen Rates und Assistent des Armeechefs, erklärte, dass 25 % der Rapid Support Forces (RSF) aus Libyen unter dem Kommando von Khalifa Haftar stammen. Zudem gehören Söldner aus dem Tschad, einige Äthiopier, Kolumbianer, Zentralafrikaner, Überreste der Wagner-Gruppe sowie Kämpfer aus Syrien zu den RSF-Truppen. Er fügte hinzu, dass 65 % der verbleibenden Kämpfer aus dem Südsudan stammen – eine Entwicklung, die er als besorgniserregend bezeichnete. Nur 5 % seien ursprüngliche Dschandschawid-Anführer bestimmter Gruppen.
Al-Atta, der aus der Stadt Bawt im Bundesstaat Blauer Nil sprach, betonte, dass dieses Problem während der zweijährigen Kriegsgespräche mit südsudanesischen Offiziellen besprochen worden sei. Allerdings seien keinerlei Maßnahmen ergriffen worden, nicht einmal auf medialer Ebene, um solche Aktivitäten als kriminell einzustufen. Er fügte hinzu, dass es öffentlich hätte erklärt werden können, dass der Südsudan Krieg gegen den Sudan führe.
Militärische Unterstützung über Libyen
Der Anführer der Sudan Liberation Army, Mini Arko Minawi, bestätigte ebenfalls, dass die Unterstützung aus dem Ausland weiterhin über Libyen erfolgt. Demnach seien zuletzt 400 Militärfahrzeuge aus Libyen nach Darfur verlegt worden. Frühere Berichte wiesen darauf hin, dass das Tariq-Bin-Ziyad-Bataillon, das Haftar treu ergeben ist, kürzlich in Richtung „Matin al-Sara“ aufgebrochen sei, um das Gebiet zu sichern und Versorgungsrouten nach Sudan zu schützen. Dazu gehörten auch Waffen- und Treibstofflieferungen, die vom Hafen Tobruk ausgingen.
Bereits im vergangenen Jahr hatte Yasir al-Atta die libyschen Behörden in Bengasi sowie Haftars Truppen für ihre Unterstützung der RSF unter der Führung von Mohamed Hamdan Dagalo, bekannt als „Hemeti“, kritisiert. Demnach erfolgte die Unterstützung über afrikanische Flughäfen. Er warnte diese Institutionen vor den Konsequenzen dieses „Manipulierens“ und erklärte, dass sudanesische Geheimdienste „Gleiches mit Gleichem vergelten“ würden.
Russlands wachsende Präsenz in Libyen und dem Sahel
Letzte Woche berichtete die italienische Nachrichtenagentur „Nova“, dass Russland seine Einflusssphäre in Libyen ausweitet, indem es Männer und Ausrüstung auf die Militärbasis „Matin al-Sara“ nahe der Grenze zum Tschad und Sudan verlegt. Quellen aus Libyen zufolge ist die Lage der Basis strategisch bedeutsam, da sie bereits während des libysch-tschadischen Krieges in den 1980er Jahren genutzt wurde. Nun sei sie das Zentrum einer umfassenden russischen Operation, um die Kontrolle über die Sahelzone auszubauen, die für Moskau geopolitisch zunehmend an Bedeutung gewinne.
Laut dem Bericht entsandte Russland Ende letzten Jahres eine Gruppe syrischer Soldaten, die vor Hayat Tahrir al-Scham geflohen waren, um die Basis wieder in Betrieb zu nehmen. Ziel sei es, sie zu einem strategischen Stützpunkt für Militäroperationen in Afrika auszubauen, wobei Nachschubrouten direkt nach Mali, Burkina Faso und möglicherweise Sudan führen könnten.
Haftars direkte Unterstützung für Hemeti
Unterdessen enthüllte das „Wall Street Journal“, dass regionale Akteure beide Konfliktparteien im Sudan militärisch unterstützen. Laut der Zeitung schickte der libysche Warlord Khalifa Haftar am 17. April mindestens ein Flugzeug mit Munition und militärischer Ausrüstung von Libyen nach Sudan, um die RSF zu versorgen.
Zudem berichtete die Zeitung von Aussagen des sudanesischen Militärs am selben Tag, wonach Hemeti eine große Streitmacht auf einem Luftwaffenstützpunkt versammelt habe, um die Landung eines Flugzeugs mit militärischer Hilfe aus regionalen Quellen zu sichern.
Es ist nicht das erste Mal, dass Hemeti und Haftar zusammenarbeiten: Bereits 2019 entsandte Hemeti Kämpfer nach Libyen, um Haftar nach dessen gescheitertem Versuch zu unterstützen, die libysche Hauptstadt Tripolis von der international anerkannten Regierung einzunehmen.