Katar und Hamas sind seit Jahren eine Verbindung eingegangen. Der politische Arm der Terrororganisation mit dem Emirat am Golf kooperiert nicht nur auf finanzieller Basis. Gerade nach dem brutalen Angriff der Islamisten in Israel am 7. Oktober hat diese unheilige Allianz eine weltweite Relevanz erhalten.
Die Beziehungen zwischen dem militärischen Flügel der Muslimbruderschaft und Katar sind vielschichtig und umfassen politische, diplomatische und finanzielle Aspekte. Katar hat die Hamas politisch unterstützt, indem es ihre Positionen in internationalen Foren vertreten hat. Dies schließt die Verteidigung der Rechte der Palästinenser und die Kritik an israelischen Aktionen im Gazastreifen bereits vor dem 7. Oktober 2023 ein. Die Hamas unterhält ein politisches Büro in Katar, das als wichtige Plattform für die diplomatischen Aktivitäten der Organisation dient. Von diesem Büro aus führt die Hamas Gespräche mit Vertretern anderer Staaten und Organisationen, um ihre politischen Ziele zu fördern. Das Emirat hat der Hamas finanzielle Unterstützung gewährt, sowohl in Form von direkten Zahlungen als auch durch die Finanzierung von Infrastrukturprojekten im Gazastreifen. Offiziell dienten diese Gelder dazu, die humanitäre Lage im Gazastreifen zu verbessern. Kritiker allerdings meinen, dass ein Großteil der Finanzierung durch Katar nur dazu diente, Hamas zu befähigen gegen Israel mit Gewalt vorzugehen. Eindeutig ist jedoch, dass die Unterstützung die politische Macht der Hamas in Gaza nachhaltig gestärkt hat.
Viele Aspekte dieser Allianz wurden auch im Einvernehmen mit Israel gemacht: Obwohl es keine offiziellen diplomatischen Beziehungen gibt, hat Israel unter bestimmten Bedingungen den Transfer von humanitärer Hilfe aus Katar in den Gazastreifen zugelassen. Diese humanitäre Hilfe umfasste oft finanzielle Unterstützung, medizinische Versorgung und den Bau von Infrastrukturprojekten. Gleichzeitig hat Katar sich gelegentlich als Vermittler zwischen Israel und der Hamas eingesetzt, insbesondere während Zeiten erhöhter Spannungen oder militärischer Konflikte im Gazastreifen. Diese Bemühungen zielten darauf ab, eine Deeskalation der Gewalt und eine Waffenruhe zu erreichen. Israel hat jedoch oft skeptisch auf die Rolle Katars als Vermittler reagiert.
Es ist wichtig zu betonen, dass diese Zusammenarbeit begrenzt ist und von den jeweiligen politischen Interessen und Prioritäten der beiden Länder abhängt. Trotz gelegentlicher Kooperation bleiben die offiziellen Beziehungen zwischen Israel und Katar angespannt.
Bei den Entführungen von Israelis durch die Hamas hat Katar sich als Vermittler zwischen der Terrormiliz und anderen Akteuren im Nahostkonflikt engagiert, darunter Israel und die Palästinensische Autonomiebehörde. Diese Vermittlungsbemühungen zielen einerseits darauf ab, die Geiseln zu befreien, aber Experten weisen auch immer wieder darauf hin, dass es dem Emir am Golf hauptsächlich darum geht, nicht als Terrorunterstützer dazustehen. Dem Land nutzt es mehr, international als Vermittler aufzutreten. Auch sollen die Beziehungen zu Israel nicht nachhaltig zerstört werden. Dies ist auch der Grund, warum sich Katar in den vergangenen Wochen zurückgehalten hat, die Regierung Israels bei ihren militärischen Aktionen in Gaza verbal anzugreifen. Dies scheint aber nun vorbei zu sein.
Nun gab es einen ganz offiziellen Wutausbruch, den der Sprecher des Außenministeriums, Majed al-Ansari, übernahm: „Wir sind entsetzt über die vermeintlichen Äußerungen, die dem israelischen Ministerpräsidenten in verschiedenen Medienberichten über die Vermittlungsrolle Qatars zugeschrieben werden“, schrieb er. „Sollten sich diese Äußerungen bestätigen, sind sie unverantwortlich und zerstörerisch für die Bemühungen um die Rettung unschuldiger Menschenleben, aber sie sind nicht überraschend.“ Sollten sich die gemeldeten Äußerungen als wahr erweisen, „würde der israelische Ministerpräsident den Vermittlungsprozess nur behindern und untergraben, und zwar aus Gründen, die seiner politischen Karriere zu dienen scheinen, anstatt die Rettung unschuldiger Menschen, einschließlich israelischer Geiseln, in den Vordergrund zu stellen“.
Im israelischen Fernsehen waren Tonaufnahmen von einem Treffen mit Angehörigen von Geiseln durchgestochen worden, in denen Netanjahu die Rolle Qatars in den Verhandlungen als „problematisch“ darstellte. Er gab demnach zu verstehen, sich mehr „Druck“ Washingtons auf Qatar zu wünschen. Zuletzt sei er, Netanjahu, „sehr wütend auf die Amerikaner“ gewesen, weil diese ihre Militärpräsenz in Doha um zehn Jahre verlängert hätten. In der katarischen Hauptstadt Doha werden die Indiskretion und Netanjahus Kritik als Ablenkungsmanöver wahrgenommen und als Versuch, einen Sündenbock zu suchen.
Die Bemühungen, einen neuen Deal zwischen Israel und der Hamas zu vermitteln, sollen darunter aber nicht leiden. „Wir werden aber wegen Problemen mit Individuen nicht die Vermittlungen aufs Spiel setzen, wir haben niemals zugelassen, dass solche persönlichen Angelegenheiten unsere Vermittlungsbemühungen beeinträchtigen“, sagt ein hoher qatarischer Regierungsmitarbeiter. „Es geht hier darum, das Leben von Geiseln und palästinensischen Zivilisten zu retten, und nicht um Politiker.“
Ende letzten Jahres hatte sich der Direktor des israelischen Auslandsgeheimdienstes Mossad mit dem qatarischen Regierungschef getroffen, um die Geiselverhandlungen wiederzubeleben, die Anfang Dezember abgebrochen wurden. Die Hamas will sich allerdings nicht den Hebel aus der Hand geben, den die Geiseln bieten in der gegenwärtigen Situation in Gaza. Die palästinensischen Islamisten, so heißt es in Presseberichten, forderten Garantien.
Weiterhin kann mit einem schnellen Verhandlungserfolg wird nicht gerechnet. „Vielleicht ändert sich die Lage, wenn die israelische Militäroperation in Khan Yunis abgeschlossen ist“, sagte ein Diplomat, der über den Fortgang der Gespräche unterrichtet wurde, noch vor ein paar Wochen. Netanjahus Regierung scheint aber nicht daran zu denken, die Angriffe in Gaza zu stoppen. Erst jüngst kündigte er an, weitere Militäraktionen nun in Rafah zu beginnen. Netanjahu zeigt sich weiter entschlossen, den Krieg fortzusetzen, bis die Hamas vernichtet ist. „Wir werden kämpfen – und wir werden siegen“, wiederholt er immer wieder. Im Zuge der wachsenden Ungeduld der Angehörigen der Geiseln sieht sich Netanjahu aber zugleich zunehmend unter Rechtfertigungsdruck. Vor der eigenen Bevölkerung versucht er immer wieder das Bild zu vermitteln, allein die Hamas sei für das Stocken der Verhandlungen verantwortlich.
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