Das Bundesland Nordrhein-Westfalen hat den Moscheeverein Nuralislam verboten, der seit Jahren eine wichtige Rolle in der deutschen Dschihadistenszene spielt. Der Verband richte sich gegen die verfassungsmäßige Ordnung und den Gedanken der Völkerverständigung, sagte der Innenminister. „Was wir heute geschlossen haben, war ein Inkubator des Islamismus.“
Bei einer Razzia hatten 150 Spezialeinheiten in vier Wohnungen Handys, Laptops, Speichermedien und ein Fahrzeug sichergestellt. Außerdem wurde ein Kontoguthaben von rund 54.000 Euro beschlagnahmt. Die Funktionäre von Nuralislam stehen der Ideologie der Terrororganisation „Islamischer Staat“ (IS) nahe und haben deren Ideologie an die Moscheebesucher weitergegeben. Unter den Besuchern waren auch Kinder.
Kontakte zu Anis Amri, dem Attentäter in Berlin
Innenminister Reul wies darauf hin, dass ein Mann, der in direktem Kontakt mit Anis Amri stand, der später den Berliner Weihnachtsmarkt angriff, im Moscheeverein ein und aus ging. Sein Name war Boban S.
Der selbsternannte salafistische Prediger mit deutscher und serbischer Staatsbürgerschaft indoktrinierte junge Männer im Wohnzimmer seiner Mietwohnung in Dortmund – darunter Lucas G. Der Konvertit schloss sich später unter dem Decknamen Abu Ibrahim al-Almani dem IS in Syrien an, wurde aber von ihm getötet Kurdische Truppen Anfang 2019.
Boban S. stand auch in engem Kontakt mit Abu Walaa, der in Deutschland als Gouverneur des IS galt und in dessen Moscheeverein sich Amri mehrfach aufhielt. Der aus dem Irak stammende Abu Walaa war im vergangenen Jahr nach einem langen Prozess vor einem deutschen Oberlandesgericht wegen Unterstützung und Mitgliedschaft in der Terrororganisation IS zu zehneinhalb Jahren Haft verurteilt worden. Boban S. wurde wegen Unterstützung einer ausländischen Terrororganisation zu neuneinhalb Jahren Haft verurteilt.
Der inzwischen verbotene Moscheeverband Nuralislam diente nach Angaben der Regierung auch als Rekrutierungszentrum für das Abu-Walaa-Netzwerk. Dieses Netzwerk organisierte unter anderem die Ausreise von mindestens sieben jungen Männern in die Kampfgebiete des IS in Syrien und im Irak.
In den Predigten in der Nuralislam-Moschee wurden Ungläubige und Andersgläubige immer wieder zum Hass aufgerufen. Ein europaweit bekannter salafistischer Prediger wurde mehrfach eingeladen. Unter Muslimen in Deutschland war die Moschee als „IS-Moschee“ bekannt.
Bei Nuralislam hätten sich Menschen vernetzt, aufgehetzt und radikalisiert. Das Verbot war daher unerlässlich. Der Innenminister sagte, die Intervention reduziere das Risiko zukünftiger Terroranschläge. „Denn auch wenn der Ukrainekrieg und der Rechtsterrorismus den Blick verdunkeln, die abstrakte Gefahr durch den Islamismus bleibt hoch.“
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