Muhammad Bin Salman wirkte gelöst, als er den amerikanischen Außenminister Marco Rubio in Riad empfing. Für den saudischen Kronprinzen ist die Rolle als Gastgeber amerikanisch-russischer Gespräche eine gute Gelegenheit, sein außenpolitisches Gewicht zu mehren. Zu Präsident Donald Trump hat der faktische Herrscher des Königreiches ein enges Verhältnis. Trump hatte seinen Aufstieg zum Kronprinzen maßgeblich befördert: Er lud MBS – damals noch stellvertretender Kronprinz – nur Wochen nach seinem ersten Amtsantritt im Januar 2017 zu einem langen Mittagessen ins Weiße Haus ein. Zu Trumps Schwiegersohn Jared Kushner pflegt Muhammad Bin Salman ein freundschaftliches Verhältnis.
Die saudische Finanzkraft und die ehrgeizigen Pläne des Thronfolgers trugen maßgeblich dazu dabei, dass Trump auf MBS setzte. Denn dieser will die Volkswirtschaft des Königreiches grundlegend umbauen, um es unabhängig von den Öleinnahmen zu machen. Dafür treibt Muhammad Bin Salman nicht nur die Öffnung der von einem erzkonservativen Islam geprägten Gesellschaft voran, sondern investiert Abermilliarden von Dollar – auch in den Vereinigten Staaten.
Ohne Enttäuschungen blieb die Beziehung allerdings nicht. Als arabische Stellvertreter Irans, des großen regionalen Rivalen Saudi-Arabiens, im September 2019 zentrale saudische Ölanlagen mit Drohnen und Raketen attackierten, ließ Trump seinen engen Alliierten am Golf im Regen stehen. Das Verhältnis des Kronprinzen zum russischen Machthaber Wladimir Putin ist auch deshalb gut. Saudi-Arabien hat seine strategischen Beziehungen diversifiziert, stellte sich etwa im Ukrainekrieg nicht an die Seite Kiews und des Westens, sondern diente sich als Vermittler an. Sowohl Putin als auch MBS herrschen mit harter Hand und räumen Widersacher mit Gewalt aus dem Weg. Beispiele für seine ruchlose Hemdsärmeligkeit hat MBS schon einige geliefert.
Er begann als Verteidigungsminister 2015 einen Feldzug gegen die Huthi-Rebellen im Jemen. Er nahm 2017 den libanesischen Regierungschef Saad Hariri als Geisel, führte eine Blockadekampagne gegen Qatar und ließ Hunderte mächtige und reiche Saudis im Ritz-Carlton in Riad festsetzen. Als er 2018 seinen Kritiker Jamal Khashoggi im saudischen Konsulat in Istanbul von einem Greiftrupp ermorden ließ, geriet der Kronprinz in die internationale Schmuddelecke. Beim G-20-Gipfel in Argentinien 2018 wurde er gemieden – nur von Putin gab es eine öffentlichkeitswirksame herzliche Begrüßung. Dieser Tage steht der Kronprinz als Gastgeber und Vermittler im Zentrum der Weltpolitik.