Im Jahr 2011 suspendierte die Arabische Liga die Mitgliedschaft Syriens, aufgrund der schweren und brutalen Unterdrückung von Demonstranten durch den syrischen Präsidenten Baschar Al – Assad. Drei Jahre später, im Jahr 2013, erhielt die syrische Opposition von der Arabischen Liga die Freigabe, Syrien zu vertreten. Diese Entscheidung war eine bedeutende Entwicklung und Schritt, vor allem für die syrische Opposition. Im Jahr 2015 nahm die Situation jedoch eine andere Wendung, als Russland auf Ersuchen des Assad – Regimes Truppen nach Syrien entsandte. Mit Unterstützung des Iran und Russlands gelang es dem Assad – Regime, die Kontrolle über große Teile des Landes zurückzugewinnen.
Arabische Staaten wie Saudi – Arabien und Jordanien hatten zuvor die syrische Opposition mit Geldern und Waffen unterstützt, mit der Zielsetzung Baschar Al – Assad zu stürzen. Nachdem Assad jedoch die Kontrolle über weite Teile des Landes wiedererlangt hatte, hielten es diese Nationen für notwendig, ihre Politik ihm gegenüber zu revidieren. Die Normalisierung der diplomatischen Beziehungen zwischen Saudi – Arabien und dem Iran, die im März von China vermittelt wurde, beschleunigte den Normalisierungsprozess, den die arabischen Nationen mit Syrien in Erwägung zogen.
Die Entscheidung der Arabischen Liga, Syrien wieder aufzunehmen, die maßgeblich von Saudi – Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten vorangetrieben wurde, markiert eine bedeutende Verschiebung der regionalen diplomatischen Dynamik. Dieser Schritt wird als Versuch gesehen, die Beziehungen zum Regime von Präsident Baschar Al – Assad zu normalisieren, was in krassem Gegensatz zu früheren Planungen steht, ihn mit militärischen Mitteln abzusetzen. Das Scheitern dieser Versuche, gepaart mit der zunehmenden Annäherung Syriens an den Iran, hat die arabischen Nationen dazu veranlasst, ihre Strategien zu überdenken. Der Fokus hat sich nun von einer militärischen Intervention auf ein diplomatisches Engagement verlagert, mit dem Ziel, Syrien dem Einfluss des Iran zu entziehen.
Die Entscheidung der Arabischen Liga stößt jedoch nicht auf Widerstand. Katar zum Beispiel hat stark in die Umgestaltung des Nahen Ostens und Nordafrikas investiert und die führende Rolle der Muslimbruderschaft in der Region gefördert. Der Aufstieg radikaler Gruppen in Syrien, die durch knapp 200 Milliarden Dollar an Mitteln für Ausbildung und Bewaffnung unterstützt wurden, führte dazu, dass Syrien seine Verbündeten, insbesondere die Hisbollah, den Iran und Russland, um Hilfe bat. Dieses Bündnis zerschlug effektiv den Einfluss der Muslimbruderschaft in Syrien, was zu Katars Widerstand gegen die Wiederaufnahme Syriens in die Arabische Liga führte.
Darüber hinaus lehnen Marokko und Kuwait die Rückübernahme Syriens aufgrund langjähriger politischer Streitigkeiten und ideologischer Differenzen ebenfalls ab. Trotz dieser Herausforderungen unterstreicht die Entscheidung der Arabischen Liga einen breiteren regionalen Trend zur Stabilisierung und Wirtschaftsplanung für die Zeit nach dem Öl. Diese Verschiebung ist durch den zunehmenden Einfluss von Mächten wie China und Russland zusätzlich motiviert, welche eine Alternative zum Hard – Power – Ansatz der Vereinigten Staaten in der Region bieten.
Schlussendlich landete der syrische Präsident Baschar Al – Assad am 18. Mai 2023 in Dschidda, Saudi – Arabien, um am Gipfel der Arabischen Liga teilzunehmen. Dies ist sein erster Auftritt bei einer solchen Veranstaltung seit über einem Jahrzehnt des 2011 ausgebrochenen Bürgerkriegs in Syrien. Die Tatsache, dass Assad nun wieder in der Arabischen Liga willkommen geheißen wird, ist ein klares Indiz für die sich verändernde Dynamik in der Region.
Am Krieg in Syrien, der oft als „Mini – Weltkrieg“ bezeichnet wird, beteiligten sich in Summe über 110 Länder. Die Widerstandsfähigkeit des Landes, gepaart mit der Unterstützung von Verbündeten wie der Hisbollah, dem Iran, Russland und China, hat jedoch zu einer Veränderung des Kräfteverhältnisses auf der globalen Bühne geführt. Insbesondere die Intervention Russlands im Jahr 2015 war ein Wendepunkt, der nicht nur die Position Syriens stärkte, sondern auch Russlands internationales Ansehen.
Eine Rückkehr in die Arabische Liga könnte Syrien helfen, seine politisch – diplomatische Isolation zu durchbrechen. Die Auswirkungen auf den Wiederaufbauprozess Syriens könnten jedoch begrenzt sein. Die Erwartung, dass nach diesem Gipfel arabische Investmentfonds nach Syrien fließen, ist vermutlich zu optimistisch. Bisher zeichnete sich die Arabische Liga nicht als ein effektiver Mechanismus zur Lösung von Problemen unter den Arabern aus. Abgesehen von den Dringlichkeitssitzungen hat die Arabische Liga in 80 Jahren insgesamt 32 Gipfeltreffen abgehalten. Im Jahr 2011, während der Demonstrationen anlässlich des Arabischen Frühlings, fand kein Gipfeltreffen statt. Auf dem Bagdad – Gipfel im März 2012 wurde eine Initiative entworfen, um eine Lösung für die Krise in Syrien zu finden. Gemeinsam mit dem UN – Generalsekretär wurden Kontakte mit Damaskus geknüpft. Trotz Assads Reformschritten hat die Arabische Liga es versäumt, ihre eigene Initiative in Bezug auf Syrien zu übernehmen und ihren eigenen Fahrplan umzusetzen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass trotz des bisherigen Versagens der Arabischen Liga, die Probleme unter den Arabern zu lösen, der Wiederbeitritt Syriens zur Arabischen Liga als wichtiger Schritt und diplomatischer Erfolg für Baschar Al – Assad im Hinblick auf die Anerkennung der arabischen Länder angesehen werden kann. Außerdem unterstreicht diese Wiederaufnahme die Sichtweise eines Großteils dieser Länder: Assad soll in Syrien an der Macht bleiben. Das Gipfeltreffen der Arabischen Liga trug ohne Frage dazu bei Assads Legitimität in der Region wiederherzustellen.
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