Hilfsorganisationen auf der ganzen Welt sammeln Spenden für die Not leidende Bevölkerung in Gaza. Dabei besitzt die Hamas, die den Streifen seit 2007 regiert, prall gefüllte Bankkonten. Hunderte Millionen US-Dollar, welche die Chefs der Terrororganisation jedoch nicht für ihre Bevölkerung ausgeben, sondern für Angriffe gegen Israel – und ihren luxuriösen Lebensstil im Ausland. Der sogenannte Schura-Rat ist das übergeordnete, politische Gremium der Hamas, welches die strategischen Entscheidungen der Terrororganisation trifft. Dem Rat sind Ausschüsse unterstellt, welche die verschiedenen Aktivitäten der Hamas managen, darunter auch das „Büro für Investitionen“. Dieses wacht über das ausländische Handelsvermögen, dessen Ausmaß nur wenige hohe Funktionäre kennen. Die Hamas-Bosse nennen es das „geheime Portfolio“.
Laut Dokumenten über die Vermögenswerte der Hamas und Informationen eines früheren hochrangigen Beamten des israelischen Geheimdienstes, der die Finanzströme von Terrororganisationen untersucht, haben die Hamas-Oberen ein Finanzimperium außerhalb des Gazastreifens aufgebaut, dessen Gesamtwert rund 700 Millionen US-Dollar beträgt. Demnach umfasst das geheime Terror-Portfolio zwischen 30 und 40 Firmen, die vor allem im Bausektor und Immobiliengeschäft tätig sind. Diese von der Hamas kontrollierten Unternehmen sitzen in der Türkei, Katar, Algerien, den Vereinigten Arabischen Emiraten und im Sudan. „Das ist das goldene Sicherheitsnetz für die Führungsriege der Hamas und ihre Familien“, sagt ein europäischer Finanzermittler. „Kein Cent davon ist in den Gazastreifen geflossen.“ Während die eigene Bevölkerung in dem abgeriegelten Gebiet unter den Konsequenzen des Hamas-Angriffs auf Israel leidet, Wasser, Benzin und Brot rationiert sind, residieren die Hamas-Bosse wie Ismail Haniyeh, Khaled Maschal, Saleh al-Arouri und andere in Luxushotels im Ausland und verfügen über Bankkonten auf der ganzen Welt.
Nach weiteren geheimen Dokumenten hat die Hamas-Führung Zugriff auf Dutzende Konten bei türkischen Banken wie etwa der Türkiye Finans, Albaraka, Kuveyt Türk, Vakif Katilim und der staatseigenen Bank Ziraat Katilim, welche in Euro und US-Dollar geführt werden. Als Korrespondenzbanken, die etwa Überweisungen nach Europa für die türkischen Filialen tätigen, werden unter anderem die Deutsche Zentral-Genossenschaftsbank in Düsseldorf, die Unicredit Bank in München, sowie die Frankfurter Filialen der Deutschen Bank, Commerzbank und Citibank Europe angegeben.
Die Hamas hat bereits vor rund zwei Jahrzehnten damit begonnen, Spendengelder in ausländische Firmen, statt in die zivile Infrastruktur des Gazastreifens zu investieren. „Sie haben ganz bewusst einen finanziellen Sicherheitsschirm aufgebaut, für den Tag, an dem Saudi-Arabien, Katar oder die Türkei ihre finanzielle Unterstützung für die Hamas einstellen“, sagt ein Geldwäsche-Experte. Demnach begannen die Hamas-Bosse den Aufbau ihres geheimen Firmen-Portfolios zunächst in Saudi-Arabien. Doch als die Golf-Monarchie begann, gegen die Geschäfte der Hamas vorzugehen, verlegten sie ihr Finanzbüro in die Türkei.
Der Boss des Finanzapparats der Hamas ist Zaher Ali Moussa Jabarin. Jabarin war einer von mehr als tausend verurteilten palästinensischen Terroristen, die Israel 2011 gegen den von der Hamas entführten Soldaten Gilad Shalit austauschte. Zusammen mit mehreren anderen freigelassenen Terroristen siedelte er später in die Türkei um. Jabarin wohnt dort, pflegt aber häufige Besuche im Libanon, in Katar und im Iran. Er besitzt einen katarischen Pass und ist der Verbindungsmann der Hamas zum Iran. Jabarin hilft den Hamas-Oberen bei der Gründung von Unternehmen, der Beschaffung von Visa und dem Erwerb von Gewerbeimmobilien in der Türkei. Einige, wie Hamas-Chef Haniyeh, der einst schwor, nur von Olivenöl und Za’atar-Gewürz zu leben, haben sich in Luxushotels in der Türkei und in Katar zurückgezogen und überlassen es den unteren Rängen und einfachen Palästinensern, mit den Folgen ihrer Terror-Strategie fertig zu werden.
Jabarin verwaltet die Finanzen dafür. Er untersteht Saleh al-Arouri, dem Vizechef des politischen Büros der Hamas im Libanon. Al-Arouri hat den bewaffneten Arm der Terrororganisation gegründet, der am 7. Oktober in den Süden Israels eindrang und 1.400 Menschen ermordete. In einem Telefoninterview mit Al-Manar, dem Fernsehsender der Hisbollah, sagte Al-Arouri, dass die Hamas in ständigem Kontakt mit der Hisbollah-Führung stünde. Der Hamas-Führer prahlte: Der Krieg gegen Israel habe „noch nicht einmal richtig begonnen“ – was weitere Hisbollah-Angriffe aus dem Libanon parallel zu den Raketen der Hamas aus dem Gazastreifen impliziert. Und ein etwaiges Eingreifen Irans.
In der Folge sanktionierte das US-Finanzministerium die damals aufgedeckten Akteure und Firmen wie etwa die türkische Immobilien-Investmentfirma Trend Gayrimenkul Yatırım Ortaklığı A.Ş (Trend GYO). Laut US-Beamten diente Trend GYO zur Verschleierung und Wäsche von Hamas-Geldern. Trotz der Sanktionen durch die wichtigste Finanzbehörde der Welt kann die Hamas-Firma in der Türkei offenbar weiter ungehindert Geschäfte machen. So gibt das von der Hamas geleitete Unternehmen für das Jahr 2022 einen Reingewinn von 57,8 Millionen türkischen Lira (rund zwei Millionen Euro) an. Dies geht aus einer Erklärung hervor, die es am 13. Februar 2023 an die Börse in Istanbul übermittelte. Die Aktien der Hamas-Firma werden an der türkischen Börse gehandelt. Die Regierung von Präsident Recep Tayyip Erdogan hat seit der Sanktionierung durch die USA keine Maßnahmen gegen das Unternehmen oder seine Vertreter ergriffen. Trend GYO erzielt weiterhin Einnahmen aus Bau- und Immobilieninvestitionen in Istanbul.
Alle Veröffentlichungs- und Urheberrechte sind dem MENA Research Center vorbehalten.